Pink-el Parscephal Pollution — Installation by JANAthan Meese

Installation

Prof. Dr. sc. tc. h.c. Bazon BrockLehrstuhl für Ästhetik Uni Wuppertal

"Ein junger Vertreter der deutschen Ikonographie. Meese wird in Hamburg der Öffentlichkeit in aller Ausführlichkeit gezeigt. Zwei Männer, ein alter Toter und ein junger lebender Weiser.Den selben Effekt, aber andersherum, nämlich vom Künstler selber iniziiert, bietet Jonathan Meese in der Aussgrandiosentellung, ich weiß, der 37. in 15 Jahren, in den Deichtorhallen in Hamburg. Er selbst stellt da diese monumentalen Dimensionen für die Herausstellung seiner Ideen her, mit Hilfestellung natürlich von Dritten. Es ist schier unglaublich, dass ein einzelner Mensch von der Größe von 1,75 mit zwei Armen und Beinen so was fertig kriegt. 

Ob's ihm auch gelungen ist?Ja, Mama Johnny, Nomad, Nomaden, Vater "Nomad Daddy“, das ist biographisch. Er ist zusammen mit seiner Mutter aufgewachsen, imaginiert sich wie Parsifal den Vater. Die Mutter will ihn durch Erziehungsmethoden schützen vor der Konfrontation mit der bösartigen Welt und bewirkt natürlich damit die Faszination dieser Welt. Jonathan ist ein Parallelbeispiel zu diesem Urmotiv des von der Mutter vor der Welt beschützten Parsifal. Er ist in dieser Geschichte groß geworden und was wir sehen, ist eigentlich der Gang zum Gral. Und der Gral stellt sich als eine ungeheuer große Ansammlung von strahlendem Müll dar. Das ist eine ganz moderne Interpretation vorallem deswegen, weil die deutsche Geschichte nicht nur mittelalterlich dieses Motiv darstellte, sondern eben auch zeitgenössisch. Man muss wissen, dass einer der Hauptstaatstheoretiker und Großdenker Karl Schmidt, der den Staatskristall entwickelt hat, Dadaist gewesen ist - ein enger Freund von Dadaisten. Dieses Zusammenbringen sozusagen hegelscher Großkonstruktionen , mythologischer Großformen, erzählerischer Großformen mit dem Prinzip der dadaistischen Zerlegung, Zerstörung - das ist eigentlich das besondere und das geht zusammen mit dem alten Begriff der Gnosis. Der Rudolf Steiner hatte ja jahrelang eine Zeitschrift mit dem Titel "Luzifegnosis", also Erkenntnis durch die Konfrontation mit dem Bösen, das ist so die Banalübersetzung, herausgebracht. Und Jonathan Meese stellt sich dieser deutschen Tradition. Und bringt natürlich eine ganz andere Ebene des Verständnisses der letzten 100 Jahre ins Spiel. Auch Tachita wartete auf den der kommt, auch Caspar David Fries' Figuren sitzen und gucken ins Ferne und erwarten dort etwas. Es ist eine Grundsätzliche Haltung zur Entwicklung eines Gedankens, doch welcher Gedanke ist es? Ist es angemessen da von Werk zu sprechen? Kiefer hat erst nach 1985 diesen Zug zur Gnosis über die jüdische Kabala genommen, das ist schon ein ganz anderer Ansatz hier. 

Hast du nicht die vielen großartigen Malereien wahrgenommen? Übrigens Kompatements in denen er Werke mit anderen hergestellt zeigt. Ist es vielleicht so, dass ihr gar nicht mehr erwartet, dass jemand heute noch mit Pathos sprechen kann? Es ist doch so, dass wir alle untereinander Pathos nur noch dulden, wenn jemand sich als Opfer darstellt? Er vermeidet das und hat das Pathos der Täter wieder auf den Tisch gebracht und versucht uns zur Identifikation mit den Tätern zu veranlassen, um endlich dieses an jeder Ecke zu haben. Es liegt daran, dass wir gar keine Voraussetzung haben, so etwas zu verstehen, denn zwei-drittel aller Namen haben die Leute, die da rein gehen noch nie gehört. Sie können damit gar nichts verbinden. Ähnlich wie bei Caspar David Friedrich, den vielen von Börsch-Supan herausgearbeiteten Sinnschichten oder Attraktionen für die Entwicklung eines Sinnzusammenhangs kennen die Leute gar nicht, die muss Börsch-Supan herausarbeiten - das ist bei Meese ganz genau so. Man muss eigentlich erschließen, was der Zusammenhang zwischen Not.

Das es Müll ist, ist für mich geradezu das Entscheidene, denn. Das heißt, man muss denken, Theoretisch betrachten. Warum, weil die die Voraussetzungen haben. Die sind nämlich diese Freaks, diese merkwürdigen Zwitterwesen, die jetzt vor Caspar David nicht stehen. Wenn Friedrich uns zwingt, uns selbst zu betrachten als Betrachter in seinen Bildern, dann ist der Betrachter, der davor steht, genau der Jonathan Meese. Und die jungen Leute kapieren das alle, denn sie haben in ihren Phantasien, in ihren spielen genau dieses gesammte Potenzial. Es ist eine präzise Beschreibung des Zeitgenossen, der vor Caspar David steht. Bei Caspar haben wir gerufen, dreh dich endlich um Kerl! damit wir ihm ins Gesicht sehen. Meese hat ihn umgedreht und wir sehen ihm ins Gesicht. Also ich kann dir sagen, dass selbst ein Fachmann, Kulturwissenschaftler, Philosoph, bei jeder seiner Setzungen mindestens ein halbes Dutzend eröffnende Sinnzusammenhänge erfährt, an die wir bisher gar nicht, selbst als als Spezialist nicht, gedacht haben. Der Mann hat eine unglaubliche Fähigkeit Quellen zu erschließen, die wir nur noch in einem bestimmten Sinne lesen, die er völlig naiv und neu ließt - das ist immer das Zeichen der Genialität, diese Naivität des Zugriffs und damit hat er erschließt sich. Ich würde meinen, wer es wagt, heute an Hand dieser Luziergnosis-Theorie. Dass es ein Individuum gibt, dass versucht zusammen in sich schließen zu lassen, sozusagen wie der Heilige Sebastian, der mit Pfeilen beschossen wird, der sich darbietet. Aus ihm schießt von Saint Juste und über Caligula und Baudelaire und Notre Almond alles zusammen was heute. So sehen sich heute junge Leute, sie sind der Heilige Sebastian auf die diese Pfeile der Wissenschaft abgeschossen werden. In der Kunst wird wie man hört nicht von der Kunst geredet und deswegen ist sie bedeutend. Dies war unsere Hochsommerveranstaltung, wir sehen uns wieder im August, vielen Dank."

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